Gestern startete das Online-Training zur Content Strategy. Von 35 angemeldeten Personen stiegen am ersten Tag bereits 22 auf Facebook ein und stellten sich in der eingerichteten Facebook Gruppe „WLL Content Strategy“ ihren KollegInnen vor.
Die Online-Sozialisation findet in einer geheimen Facebook-Gruppe statt und nach den ersten Stunden in der Gruppe, sind auch SkeptikerInnen bereit sich dort auszutauschen. In kürzester Zeit wurden 25 Postings verfasst und 136 Kommentare geschrieben.
Die TeilnehmerInnen stellten sich vor und erläuterten ihre Beweggründe, das Training absolvieren zu wollen.
Erste Diskussionen bewegten sich um Themen wie:
Privatsphäre auf Facebook
Gutes Texten und Teilen von Information auf Social Media Kanälen
Sogwirkung von Facebook und anderen Social Media Kanälen und verantwortungsvoller Umgang mit diesen Instrumenten
Facebook-Seiten, Fan-Zahlen und deren Aussagekraft
Vorbehalte gegenüber Facebook
Die Gruppe setzt sich zusammen aus Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und auch sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit Social Media Kanälen wie etwa Facebook. Es gibt Facebook-EinsteigerInnen, die die Gruppe mit ihrem unverstellten Blick auf das Medium bereichern und alte Hasen, die sehr schnell und kompetent mit Tipps & Tricks zur Seite stehen.
Wir freuen uns über einen gelungenen Start des Trainings!
Vergangenes Wochenende fand in Wien das PRcamp12 statt – das erste Barcamp im deutschsprachigen Raum zu den Themen Public Relations und Unternehmenskommunikation. Heinz Wittenbrink und Brigitte Alice Radl waren vor Ort und haben selbst mit drei Sessions zum abwechselungsreichen Programm beigetragen.
Das Web auf dem Vormarsch
An zwei Tagen haben etwa 40 Teilnehmer die Herausforderungen an die Kommunikationsbranche diskutiert, spannende Projekte und Kampagnen präsentiert und sich über zukünftige Weichenstellungen und Trends Gedanken gemacht. Eines wurde am PRcamp12 relativ schnell klar: Webkommunikation ist ein bedeutendes Thema und gewinnt in den Fachbereichen PR und Unternehmenskommunikation zunehmend an Bedeutung. Die Bearbeitung von Themen wie Guerilla Marketing, Imagevideos oder Personality PR kommt ohne die Bezugnahme auf das Web nicht mehr aus. Außerdem gab es natürlich viele Sessions, in welchen direkt über Webfragen diskutiert wurde.
Nachdem wir uns im Web Literacy Lab vor allem mit Webkommunikation für und von Organisationen beschäftigen, nutzten wir die Gelegenheit, unsere Forschungen und Erkenntnisse zu präsentieren und gemeinsam mit den Teilnehmern zu diskutieren. In Form von drei Sessions trugen wir aktiv zum PRcamp12 bei:
Content Strategy
Ziel der Session war es, zu erklären, was Content Strategy ist, und wie die Prozesse der Disziplin organisiert und strukturiert werden. Weiters wollten wir die Sinnhaftigkeit von einzelnen Instrumenten und Tools sowie die Bedeutung der Disziplin für für die Webkommunikation von Organisationen zur Diskussion stellen. Für uns war das Feedback der Teilnehmer sehr aufschlussreich. Eine Zusammenfassung der Inhalte der Session gibt es auf dem Blog von Brigitte Alice Radl.
Google Panda Update
Besonders gut angekommen ist die Session von Heinz Wittenbrink zu Panda. Nachdem das Google-Update die gängigen Praktiken der Suchmaschinenoptimierung obsolet macht und stattdessen Bewertungskriterien im Sinne der Content Strategy heranzieht, ist es insbesondere für Organisationen wichtig, die Inhalte ihrer Websites nach Qualitäts- und Usability-Maßstäben zu entwickeln. Der geschickte Umgang mit Keywords alleine reicht also nicht mehr aus. Dadurch ergeben sich natürlich neue Anforderungen an die Online-PR. Genaueres zu Panda, eine Zusammenfassung der Session und Literaturtipps finden sich auf dem Blog von Heinz Wittenbrink.
Neue Social-Media-Anwendungen
Ganz in seinem Element war Heinz Wittenbrink in der entspannten Session über neue Social-Media-Dienste. Er stellte gemeinsam mit Clemens M. Schuster (@hofrat auf Twitter) die Anwendungen ban.jo, path.com und branch.com vor.
Fazit
Insgesamt war das von den prNa (Public Relations Newcomers Austria) organisierte PRcamp12 ein Erfolg. Wir haben viele interessante Menschen getroffen, konnten einige gute Ideen mit nach Hause nehmen und hoffen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.
Zusammenfassungen aller Sessions finden sich auf dem PRcamp12-Blog. Twitter-Hashtag:#prcamp12
August ist seit 1945 der Monat des Europäischen Forum Alpbach – im „Dorf der DenkerInnen“ diskutieren internationale Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst die wesentlichen Herausforderungen der Zeit, die Wissensgrundlagen und den Stand der Forschung. Das Web Literacy Lab ist in diesem Jahr in der Seminarwoche und bei den Politischen Gesprächen vertreten.
Sonnenaufgang am Hausberg von Alpbach, dem Gratlspitz.
Social-Media-Seminar mit Heinz Wittenbrink und Mercedes Bunz
Die erste Woche in Alpbach ist traditionell den Seminaren vorbehalten – sie sind der ursprüngliche Teil des Forums. Mit den „Internationalen Hochschulwochen“ hat alles angefangen: Jedes Jahr halten Lehrende von Hochschulen aus aller Welt Seminare in Doppelconference ab. Heinz Wittenbrink, Leiter des Web Literacy Lab, gibt ein Seminar zum Thema Social Media. Er macht das gemeinsam mit Mercedes Bunz, die regelmäßig an unserem Studiengang in Graz vorträgt. Im Seminar geht es in erster Linie um eine Theoretisierung und Einordnung des gesellschaftlichen Massenphänomens Social Media: Von der Revolution im Nahen Osten bis zum Einsatz in Unternehmen.
Am Tag davor, dem 26.08. ist Julian Ausserhofer bei einer Diskussion im Rahmen eines Kamingesprächs über österreichische Innenpolitik und das Social Web. Thema: „Shitstorm im Wasserglas? Analoge Politik und digitale Kommunikation“.
Brigitte Alice Radl hat eines der begehrten Stipendien des Club Alpbach Steiermark bekommen und wird so wie auch Heinz Wittenbrink und Julian Ausserhofer aus Alpach bloggen und insbesondere twittern. Der offizielle Hashtag der Veranstaltung ist: #efa12. Die Anmeldung ist noch möglich.
Der kritische Umgang mit dem Social Web ist mittlerweile ein entscheidender Faktor in der Basisbildung. Neue, andere Medienkompetenzen sind gefragt. Unter dem Generalthema Web Literacy – der Lese- und Schreibfähigkeit im Netz – werden auf der diesjährigen Konferenz Zukunft Basisbildung diesbezüglich aktuelle und künftige Herausforderungen thematisiert, diskutiert und reflektiert. Gastgeber sind der Verein inspire und das Web Literacy Lab.
Wann? 18. und 19. Juni 2012 Wo? Graz, FH Joanneum Teilnahme kostenlos! (Anmeldung erbeten)
Thema Web Literacy
„Web Literacy bezeichnet die Fähigkeit, mit den Mitteln des Web und in der Umgebung des Web erfolgreich zu kommunizieren.“
Die Frage, welche Kompetenzen Menschen brauchen, um sich im Web zurechtzufinden, sich angemessen auszudrücken und zu verhalten sowie sich zu vernetzen, beschränkt sich nicht mehr nur auf einen kleinen Teil der Bevölkerung – das Web geht heute alle an. Insofern ist es höchste Zeit, dass die Lese- und Schreibfähigkeit im Netz in großem Rahmen diskutiert und neue Herausforderungen diesbezüglich thematisiert werden – die Veranstaltung bildet eine Plattform hierfür. Nachdem wir uns bereits seit 2010 mit Web Literacy beschäftigen, ist es für uns eine besondere Freue, die diesjährige Konferenz Zukunft Basisbildung mitgestalten und einen konkreten Beitrag leisten zu dürfen.
Infos, Programm, Anmeldung
Wir wollen hier nicht alles wiederholen, was der Verein inspire bereits ordentlich und sauber publiziert hat. Deshalb folgen hier Links zu den wichtigsten Informationen:
WLL auf der Konferenz Zukunft Basisbildung: Offene Bildung & Content Strategy
Wir kommen in den Genuss, auch zwei inhaltliche Beiträge am Podium liefern zu dürfen:
Heinz Wittenbrink thematisiert in seinem Vortrag „Offene Bildung: Was wir von Open Source und Wikipedia für die Bildungspolitik lernen können“ verschiedene Aspekte der Kollaboration und Partizipation im Web.
Brigitte Alice Radl leitet einen Workshop zum Thema „Content Strategy als Basis für Webauftritte“: Diskutiert werden die Bedeutung von „guten“ Webinhalten für Bildungsorganisationen und ihre User sowie notwendige Voraussetzungen, um solchen Content produzieren und verwalten zu können.
Letzte Woche fand der erste Grazer Open Space des Web Literacy Lab statt. Auch diesmal wurde klar und deutlich: Zu Content Strategy und UX Design haben viele Menschen viel zu sagen. Hier ein kurzer Rückblick auf den ungezwungenen Event, die fachlichen Inhalte und angeregten Diskussionen.
Etwas nervös waren wir schon, ob alles klappen würde. Immerhin war es unser Pilot-Open Space – die erste Veranstaltung in Graz zum Thema Content Strategy und UX Design. Ziel war es, interessierte Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenzubringen und ihnen eine Plattform zu bieten, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Das Fazit vorweg: Ungezwungene, offene Formate funktionieren bei Webthemen einfach, das hat sich auch diesmal gezeigt. Trotz später Ankündigung und kaum Selbstmarketing fand sich eine partizipationsbereite Besuchergruppe ein, die unsere Speaker sinnvoll ergänzte und viel beizutragen hatte. Und es wurden Forderungen nach einer Wiederholung des Formats laut – das hat uns als Veranstalter natürlich besonders gefreut.
Drei Vorträge – Der User im Mittelpunkt
Nach der Begrüßung durch WLL-Projektleiter Heinz Wittenbrink gab es drei interessante Vorträge zu unterschiedlichen Themen: (1) Konrad Baumann und Informationsdesign-Studierende berichteten über ihre Usability-Studie großer österreichischer Unternehmenswebsites, (2) Judith Denkmayr nahm in ihrem Referat auf Content Strategy aus praktischer Agenturperspektive Bezug und (3) Christian Henner-Fehr erzählte über Theorie, Methodik und Praxis des Storytelling für Organisationen. Gemeinsam hatten die drei Speaker eines: Sie betonten jeweils den User als zentralen Bezugspunkt der Onlineaktivitäten von Organisationen. Es folgt ein Rückblick, weil Rückblicke Kontext geben, Gedanken und Gelerntes zementieren und weil ich Rückblicke mag.
Usability Testing österreichischer Websites
As just pointed out: Konrad Baumann, der User Experience Design, User Interface Design und Usability Testing unterrichtet, hat im Rahmen eines Projekts mit Studierenden eine empirische Erhebung zur Benutzerfreundlichkeit von österreichischen Websites durchgeführt. Die Studi-Gruppen durften sich jeweils drei Websites aussuchen. Die vorgestellten Cases waren oeticket.com, flyniki.com und morawa.at. Es wurde nach klassischen Methoden des Usability Testing vorgegangen: Die Versuchspersonen wurden aufgefordert, typische Aufgaben auf der Website zu lösen, z.B. Heraussuchen des günstigsten Fluges oder Verschieben von Artikeln in den Warenkorb. Dabei wurden ihre Aktivitäten im Browser aufgezeichnet und sie wurden aufgefordert, ihre Aktivitäten parallel zu kommentieren.
Ergebnis: Verlorene, verwirrte, verzweifelte User
Die vorgestellten Beispiele machten eines deutlich: Man kann als User an den (scheinbar) simpelsten Aufgaben scheitern. Wer wundert sich da noch, dass Nutzer frustriert Websites verlassen, wenn sie Informationen nicht schnell auffinden können auf ihre Aktionen kein Feedback bekommen oder einfach nicht verstehen, wie sie Aufgaben lösen können? Katastrophale Usability! Klar ist dabei eines: Das ist nicht die Schuld der User, sondern einzig und allein auf grauenvolle, komplizierte und unübersichtliche Webpräsenzen zurückzuführen. Baumann machte deutlich, dass Usability Testing eine Methode ist, die den Entwicklungsprozess von Websites begleitet und schnell Schwachstellen und Verbesserungspotenzial aufzeigen soll. Definitiv sollten zukünftig mehr Ressourcen in solche Tests investiert werden, um eine angemessen User Experience zu ermöglichen. Denn die Gleichung ist simpel: Schlechte Usability = User verlassen die Website = keine Umsätze über die Webpräsenz.
Content Strategy praktisch erklärt
Die Präsentation von Judith Denkmayr (@linzerschnitte auf Twitter) von digital affairs war für mich besonders interessant: Sie geht Content Strategy von der praktischen Seite an und trifft dabei den Nagel auf den Kopf. Ohne sich bisher (wissenschaftlich) mit der US-amerikanischen Disziplin beschäftigt zu haben, resultiert ihre Praxiserfahrung in denselben Handlungsempfehlungen und derselben Methodik: Content ist das wichtigste Business Asset im Web. Organisationen müssen wissen, wer sie sind und wofür sie stehen, um im Web erfolgreich zu kommunizieren. Sie brauchen klare redaktionelle Strukturen und Prozesse (Themenpläne, Redaktionskalender, Workflows), um ihre Publiaktionsaktivitäten langfristig organisieren zu können. Es muss Commitment in der Führungsetage und abteilungsübergreifende Kooperation geben, um strategische Webkommunikation zu implementieren.
Denkmayr zeigte viele tolle Beispiele, folgende drei haben mir besonders gut gefallen:
(1) CupCakes Wien hat über 18.000 Likes auf Facebook. Die Betreiberin des Konditorladens in Wien ist Fotografin und macht wunderbare Aufnahmen ihrer essbaren Kunstwerke. “Footporn zieht im Netz”, so Judith Denkmayr. Und wir alle wissen auch, dass schöne Fotos auf Facebook besonders gut funktionieren und wie wild geteilt werden.
(2) Biber ist ein Wiener Gratismagazin für Menschen mit Migrationshintergrund und bereitet dieses Thema endlich einmal nicht trocken, todernst oder redundant auf, sondern kritisch, politisch und am Puls der Zeit. So nämlich, dass es diese Menschen tatsächlich gerne lesen. 8.000 Likes auf Facebook, eine persönliche Community für junge Menschen mit News und Infos rund um alltägliche Probleme österreichischer MigrantInnen. Es ist menschennah, es ist humorig, es zieht einfach. Warum? Weil die Inhalte treffen.
(3) Joseph Brot gehört mittlerweile zur urbanen, jungen und hippen Wiener Szene wie Nerd-Brillen und Leinentaschen. Die Bäckerei in der Naglergasse bezeichnet sich als “Health Food Store” und 3.700 Menschen auf Facebook gefällt das. Fotoposting, Aktuelles und Persönliches sind auf der Facebook-Page zu finden. Und der Store kann sich vor Kunden kaum retten, die Ware geht buchstäblich weg wie warme Semmeln. Weil der Auftritt passt: menschennah, gesund, verantwortungsbewusst, kreativ und witzig.
Storytelling is everywhere
Was bereits auf der IAK12 des öfteren thematisiert wurde, hat auch Christian Henner-Fehr ganz konkret beim Open Space auf den Punkt gebracht: Menschen interessieren sich für Geschichten, sie geben ihnen Kontext und ermöglichen es, auch komplexe Sachverhalte in ansprechender Form zu verpacken. Storytelling wird immer wichtiger, insbesondere für Organisationen, die sich aus narrativen Prozessen generieren, wie wir seit Karl E. Weickund der Montreal School of Organizational Communication wissen.
Geschichten für und von Organisationen
Wovon ich bisher allerdings noch nie gehört hatte, ist eine Methodik von Raf Stevens(@rafstevens auf Twitter), die er in seinem Buch “No Story No Fans” (Leseempfehlung von Henner-Fehr!) erklärt: Er wendet Storytelling an, um die Key Messages und zentralen Werte einer Organisation herauszufinden, zu formulieren und den kommunikativen Aktivitäten zugrunde zu legen. Dabei werden narrative Interviews mit verschiedenen Mitgliedern der Organisation geführt, diese werden anschließend geclustert und die wichtigsten “Eigenschaften” oder “Themes” werden identifiziert – sozusagen die Key Messages der Organisation. Das erinnert stark an phänomenologische Forschungen im organisationalen Kontext, die sich häufig der theoriegenerierenden Analyse mittels Grounded Theory bedienen – wirklich interessant!
Transmedia Storytelling
Eines der besten Beispiele für Storytelling über alle Kanäle und Plattformen ist die Content Excellence-Strategie von Coca Cola. Auch Henner-Fehr führte sie in seiner Präsentation als Best Practice an.
Mit Transmedia Storytelling können auch User angesprochen werden, die früher mit einem spezifischen Medium (z.B. Buch) nicht erreicht werden konnten. Multimodalität ist das Zauberwort! Klassischer Fehler hierbei: Auf allen Kanälen und Plattformen werden dieselben Inhalte kommuniziert. Vor allem bei Storytelling muss die Geschichte dem Medium entsprechend aufbereitet werden, um die User zu animieren, sie weiterzuentwickeln.
Content Strategy des WLL
Aufgrund von Zeitmangel konnten Heinz Wittenbrink und ich unsere Content Strategy-Präsentation nicht mehr unterbringen, die findet sich allerdings auf Prezi. Und da ich mein Fazit schon zu Beginn vorweg genommen habe, bleibt wohl nur noch zu sagen: Danke und bis zum nächsten Mal!
Die drei hier von uns kurz zusammengefassten Beiträge der Content Marketing Conference in Köln weisen allesamt einen Bezug zur Content-Strategie auf, indem sie relevante Aspekte beleuchten. Ein Einblick in das breite Themenspektrum auf der Konferenz.
Andreas Wander: “Von guten Inhalten profitieren”
Im “Strategy Slot” präsentierte Andreas Wander von Textbroker einige Tipps und Kniffe zur Produktion und Verwaltung von Inhalten im Web. Der Redner blieb zwar größtenteils an der Oberfläche und wenig konkret, was die Umsetzung der “guten Vorschläge” betrifft. Dennoch entsprechen einige Punkte auch unserem Verständnis von Content-Strategie und der damit einhergehenden Methodologie bzw. Vorgehensweise.
Neue Prozesse in Unternehmen
Wander ging bei seinen Ausführungen vom Produktionszyklus aus: User werden normalerweise erst einbezogen, wenn das Produkt bereits fertig konzipiert und bereitgestellt ist. Ähnlich verhält es sich bei strategischen Überlegungen: Erst nachdem eine Website fertiggestellt wurde, wird über SEO, Inhalte und die Nachfrage nachgedacht. Hieraus leitete er die Notwendigkeit der Umstrukturierung von unternehmensinternen Prozessen ab – ganz im Sinne der US-amerikanischen Disziplin der Content-Strategie. Des Weiteren sei es wichtig, Schlüsselpositionen im Unternehmen zu identifizieren und “die richtigen Leute zusammenzubringen, damit ‘Stille Post’-Effekte vermieden werden.” Durch die Vernetzung von Abteilungen könnten Synergien genutzt und Redundanzen aufgelöst werden.
Psychologie der User
Den Bereich User Research umschreibt er mit der “Psychologie der Zielgruppe”. Es müssten Fragen nach den Handlungsauslösern der Zielgruppe gestellt werden, um in einem weiteren Schritt die psychologischen Bedürfnisse der User befriedigen zu können. Leider ging Wander hier nicht konkret auf Instrumente zur Messung der Kundenzufriedenheit ein, hob lediglich KPIs als brauchbare Indikatoren hervor.
Gute Inhalte oder SEO?
Interessant war seine Anmerkung zur (besonders aus Marketingperspektive relevanten) Spannung zwischen guten Inhalten und SEO: Sollten Unternehmen für die User brauchbare Inhalte produzieren oder sich eher auf die Auffindbarkeit des Contents durch Suchmaschinen konzentrieren? Aus Content-Strategie-Perspektive ist unsere Antwort klar und deutlich: Nur für die User brauchbare und sinnvolle Inhalte erfüllen auch die Business Objectives des Unternehmens – Suchmaschinenoptimierung sollte wiederum dem User zu Gute kommen und nicht lediglich einem optimalen Google-Ranking dienen.
Die gesamte PDF-Präsentation von Andreas Wanders finden Sie hier.
Daniel Repp: “Content-Marketing im Gesundheitswesen”
Daniel Repp von der Schwenninger Krankenkasse zeigte im “Media Slot” ein Musterbeispiel für gelungenes Content-Marketing: Die von der Versicherung entwickelte Website babyharmonie.de liefert brauchbare und sinnvolle Inhalte für die Zielgruppe und beinhaltet damit einen konkreten Nutzen für die User. Der Hintergrund: Das Content-Projekt zum Thema Babys und Familien dient der Neukundengewinnung sowie der Senkung der Frühgeburtenrate bei Bestandskunden – User Needs (Information) und Business Objectives (weniger Versicherungsfälle) werden auf der Website zusammengeführt, vorbildlich!
Fokus auf Content-Qualität
Das detailliert geplante Projekt beinhaltete neben der Analyse von Keywords und der Entscheidung für Themenschwerpunkte im Vorfeld auch die Befüllung der Website mit qualitativ hochwertigen Inhalten. Über “guten Content” sollen Interessenten angezogen werden: Es werden Fragen zu Babywunsch, Schwangerschaft und der Geburt beantwortet. Durch diese Informationen soll wiederum die Frühgeburtenrate gesenkt werden – was einen konkreten Vorteil für die Krankenkasse bringt.
Problematisch aus unserer Sicht ist der Transparenzaspekt: So etwa bei Trigger-Newslettern, die zu bestimmten Themenblöcken abonniert werden können. Nach einer gewissen Zeit werden sie durch den Krankenkassen-Newsletter ersetzt, ohne dass der User davon in Kenntnis gesetzt wird.
Messbarer Erfolg
Den Erfolg des Projekts belegte Repp mit Zahlen: 20% der schwangeren Kunden können durch babyharmonie.de in der Schwangerschaft begleitet werden. Außerdem ist es möglich, ihnen interessante Produkte und Angebote zu kommunizieren. Laufend können Adressen von Neukunden generiert werden. Insgesamt ist die Conversion Rate auf babyharmonie.de weit höher als auf der Website der Schwenninger Krankenkasse. Gutes Projekt, bei dem stark auf Marketingmethoden gesetzt wird – die brauchbaren Inhalte machen jedoch den Unterschied!
Christian Solmecke: Rechtliche Anforderungen an Content in Social Networks
Mit Content-Strategie hatte der Vortrag von Christian Solmecke (Wilde Beuger Solmecke) im “Social & Mobile Slot” auf den ersten Blick zwar nichts zu tun. Allerdings sollte jeder, der sich im Web frei bewegt oder sogar für Kunden Webprojekte abwickelt, über grundlegende rechtliche Aspekte der Nutzung von Inhalten Bescheid wissen. Dürfen wir überhaupt all die Fotos auf Flickr, Facebook oder Pinterest teilen? Ist ein Facebook-Like-Button auf der eigenen Website legal? Und wie sieht es mit dem Urheberrecht betreffend fremde Texte oder Videos aus?
In äußerst humoriger Art und Weise präsentierte der Spezialist für Internetrecht die versteckten rechtlichen Fallstricke beim Sharing von Inhalten in Social Networks, bei der Präsentation des eigenen Unternehmens im Web sowie bezüglich Persönlichkeitsrechten und Urheberrecht. Seine Geschichten über Claudia Schiffer und Karoline von Monaco sorgten für Gelächter aus dem Publikum, die anschließende Möglichkeit, an den Spezialisten Fragen zu richten, wurde rege wahrgenommen.
Wo Recht und Content-Strategie zusammenfinden
Bei näherer Betrachtung fanden wir auch noch zwei im Sinne der Content-Strategie relevante Aspekte im Vortrag von Solmecke: Erstens sollte bei der Entwicklung einer Content-Strategie – vor allem in großen Unternehmen – immer die Rechtsabteilung miteinbezogen werden. Sie steckt den rechtlichen Rahmen für alle Aktivitäten im Netz ab. Wissen über juristisch prekäre Sachverhalte im Web ist essentiell, um eine Content-Strategie bzw. Guidelines für die legale Nutzung von Onlineinhalten zu entwickeln.
Zweitens profiliert sich die Kanzlei bzw. Solmecke selbst auf Youtube mit einem Feed, der bereits über 25 Millionen Kanalaufrufe verzeichnet. Dort werden in kurzen Videos rechtliche Fragen betreffend das Web bzw. Social Networks beantwortet. Die hohen Klickzahlen machen den Nutzen für die User deutlich: Die Videos sind verständlich, nicht zu lang und erklären komplexe Sachverhalte in ansprechender Form.