Archiv des Autors: Brigitte Alice Radl

Step by step: Content Strategy campusweit

Eines der zentralen Probleme bei Hochschulkommunikation im Web ist ihre Inkonsistenz. Einige Unis in den USA haben ein Modell eingeführt, das diesem Missstand entgegenwirkt und Content Strategy campusweit etabliert – trotz begrenztem Budget und dezentraler Content-Redaktion. Dabei setzen sie auf Web-Initiativen, Pilotprojekte, Aufklärungsarbeit und abteilungsübergreifende Kooperation.

Universitäten und Bildungsinstitutionen zeichnen sich durch eine Vielzahl an Abteilungen, Departments und Instituten aus, die meist unabhängig voneinander agieren – und natürlich auch durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Inhalten und Themen. Diese Vielfältigkeit spiegelt sich auch im Web wieder, auf negative Art und Weise: Die Webpräsenzen der einzelnen Abteilungen differieren stark in ihrem Erscheinungsbild und der Qualität ihrer Inhalte, sie entwickeln sich unterschiedlich schnell und in unterschiedliche Richtungen. Das Ergebnis: Chaos, Überforderung, Demotivation.

Bibliothek

Quelle: Rike / pixelio.de

Hier kommt Content Strategy ins Spiel: Ein großes, hochschulweites Projekt kann dazu führen, dass die Inhalte künftig strategisch geplant und aufeinander abgestimmt werden, so dass eine markenkonsistente Gesamtpräsentation der Hochschule und positive User Experience entstehen – theoretisch. Denn in der Praxis mangelt es meist an – erraten! – Geld. Außerdem sind die Hochschulen von „Digital First“ zum Großteil noch kilometerweit entfernt. Wie gelangt eine Uni also zu einer ganzheitlichen Content Strategy trotz beschränktem Budget?

Content Strategy light: Klein anfangen

Bei Diskussionen zum Thema Content Strategy wird meist davon gesprochen, dass Ressourcen aufgewendet werden müssen und kein Bereich ausgespart werden darf. Die budgetäre (Hochschul-)Realität sieht aber häufig so aus, dass das nicht möglich ist. Also bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Webkommunikation vor sich hinschleifen zu lassen – oder im Kleinen anzufangen. Das haben etliche Unis in den USA versucht: Aus kleinen Content-Strategy-Pilotprojekten einzelner Abteilungen wurden im Lauf der Zeit campusweite Web-Content-Initiativen. Aber wie das?

In diesem Fall steht und fällt ein Projekt mit dem Engagement und persönlichen Interesse weniger Einzelpersonen. Sie machen sich Gedanken, entwickeln Konzepte, stoßen Prozesse an und erzielen erste Erfolge mit exemplarischen Projekten. Ein gutes Beispiel für eine Content Strategy, die im Kleinen gestartet wurde, findet sich an der University at Buffalo (UB).

Hochschul-Best-Practice: University at Buffalo

Die ursprünglich kleine Initiative ging von drei Departments aus, für die Pilotseiten mittels Content Strategy entwickelt wurden. Ziel war es, anhand eines brauchbaren CMS die Websitepraxis zu verbessern und nicht nur ein Redesign, sondern vor allem die Qualität der Inhalte zu optimieren. Nach ersten Erfolgen wurde das Pilotprojekt auf die gesamte Hochschule ausgeweitet.

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Die Website der „School of Medicine and Biomedical Sciences“ war Teil des Pilotprojekts.

Das dezentrale Content-Modell

Die UB verfügt über keine zentrale Content-Redaktion, die Departments sind für ihre Webkommunikation selbst verantwortlich. Ein Content-Stratege mag ob dieser Tatsache im ersten Moment die Nase rümpfen und sich still und heimlich denken „Das wird nie was!“. Die Hochschule hat jedoch einen Weg gefunden, wie die unterschiedlichen Departments dennoch konsistent und erfolgreich im Web publizieren können: Das campusweite „Digital Communication Transformation Project“ ermöglicht es den Abteilungen, jeweils ihre eigene Content Strategy zu entwickeln, die jedoch auf die „Linie“ der UB insgesamt abgestimmt ist.

Universitätsintern wird auf Bewusstseinsbildung, Weiterbildung und Know-how-Transfer gesetzt, um die einzelnen Departments zum Handeln zu bewegen und ihnen die Bedeutung von Content Strategy für ihre eigenen wie die Ziele der Universität vor Augen zu führen. Das Projekt wiederum dient als Plattform zur Verbesserung ihres Webcontent und sie werden bei der Planung und Umsetzung ihrer Content Strategy von Experten begleitet und unterstützt.

Die „Web Content Initiative“

Das Team der so genannten „Web Content Initiative“ entwickelt Best-Practices für alle Arten von UB-Seiten und -Inhalten (akademische, administrative und serviceorientierte). Die Page-Templates dienen den einzelnen Abteilungen und Instituten als Prototypen oder Mustervorlagen, an welchen sie sich orientieren können. Insgesamt werden so die Webaktivitäten der UB konsistenter und verbessern sich in ihrer Qualität und Userfreundlichkeit.

Content Strategy 101

Die Website UB Web Management stellt für die Mitglieder der Universität brauchbare Informationen, Handlungsanleitungen und Tools bereit – einen Leitfaden, wie eine Content Strategy entwickelt werden kann. Neben Templates, Standards, Dokumentationen, vorgefertigten Informationsarchitekturen und Personalmodellen hilft das hauseigene und einfach zu bedienende CMS (UBCMS) dabei, die Webauftritte der Abteilungen zu vereinheitlichen und userfreundlicher zu gestalten.

University at Buffalo_UB Web Management

Die Website stellt alle wichtigen Informationen bereit, die die Mitarbeiter der Departments brauchen, um selbst eine Content Strategy zu entwickeln.

Mit den von der „Web Content Initiative“ entwickelten Best-Practices und Prozessen zur Produktion, Bereitstellung und Verwaltung von Webcontent an der UB, wurde das Projekt so auf die gesamte Hochschule ausgeweitet. Jedes Department kann partizipieren und erhält Unterstützung bei der Entwicklung seiner Content Strategy – unter anderem in Form von detaillierten Handlungsanleitungen, Online- und Präsenzkursen sowie persönlicher Beratung.

University at Buffalo_UBCMS_Online-Trainings

Eine Fülle an Online- und Präsenztrainings vermittelt Content-Strategy-Know-how und Webkompetenzen.

Do it yourself – but together

Die Einrichtung einer zentralen Content-Redaktion ist wie gesagt an Hochschulen häufig aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich. Das Beispiel der UB zeigt allerdings, dass es auch anders geht: Nämlich indem die Departments ihre Content Strategy selbst entwickeln und umsetzen, mit Hilfe und Unterstützung von fachlich kompetenten und hilfsbereiten Mitarbeitern, die auf campusweite Standards achten. Die gesamte Uni profitiert dabei von dem Know-how der Content-Strategen, das bereitwillig geteilt wird. Und in letzter Konsequenz natürlich von konsistenten Inhalten, der Kommunikation von einheitlichen Markenwerten und -botschaften sowie ihrer Vorreiterrolle im Web auf dem Hochschulsektor.

Viele Departments der UB haben die Möglichkeit, ihre Websites durch Content Strategy zu verbessern, bereits in Anspruch genommen.

Was halten Sie von einem solchen Modell? Oder glauben Sie fest an das zentralisierte Content Management?

Hochschulwebsites: 5 Schwierigkeiten

Ich habe mich im Web umgesehen, um zu lernen, wie Hochschulen die Herausforderung Webkommunikation meistern. Zu Beginn stieß ich nicht auf Lösungen, sondern auf Probleme: Woran liegt es, dass Hochschulwebsites häufig wenig userfreundlich sind und ihre Inhalte nicht der gewünschten Qualität entsprechen? Ein Erklärungsversuch.

Universitäten, Fachhochschulen und andere Bildungseinrichtungen unterscheiden sich betreffend ihre (Web-)Kommunikation stark von anderen Organisationen. Sie sind zugleich groß und kleinteilig, ihre Struktur und die damit einhergehende Kompetenzverteilung sind kompliziert und ihre Tätigkeiten und Ziele können kaum in einem Satz zusammengefasst werden. Kurz: Sie sind besonders komplexe institutionelle Irrgärten, deren Durchdringung ohne Insiderwissen schwer fällt. Das hindert sie auch häufig daran, einfach, verständlich und übersichtlich im Web zu kommunizieren.

528501_web_R_B_by_Fooody_pixelio.de © Glendurgan Maze / PIXELIO, www.pixelio.de

Indem die Hochschulen ihre komplexe Struktur und ihre internen Abläufe im Web abbilden, schaffen sie für die User ein Labyrinth aus Inhalten. Das Auffinden von spezifischen und verständlichen Informationen wird zu einer „Mission Impossible“, am Ende werfen die Nutzer häufig entnervt das virtuelle Handtuch. Ganz zu schweigen von offener, dialogorientierter Kommunikation mit brauchbarem, mitreißendem Content auf unterschiedlichen Plattformen.

Fünf Schwierigkeiten bei Hochschulwebsites

Hochschulen haben folglich bedeutenden Aufholbedarf, was ihre Webkommunikation betrifft. Dies ergibt sich nicht zuletzt daraus, dass Case Studys und Konzepte erfolgreicher Organisationskommunikation im Web nicht eins zu eins auf sie übertragen werden können – Hochschulen sind anders. Die folgenden Faktoren sind (mit) dafür verantwortlich, dass Hochschulwebsites häufig keine positive User Experience schaffen.

1. Zu viel Content

Hochschulwebsites bestehen meist aus tausenden von Seiten. Manchmal sogar aus Millionen von Seiten. Das kommt daher, dass das Publizieren im Web so einfach geworden ist: Die früheren Einstiegshürden wie Budget, technische Expertise oder Zugang zu Publikationstools existieren nicht mehr. Daher produzieren Unis und andere Bildungsinstitutionen nun laufend große Mengen an Content.

Das passiert auch deshalb, weil die Abteilungen und Institute unabhängig voneinander ihre Inhalte ins Web stellen. Veralteter Content wird nicht archiviert oder gelöscht. Es gibt keine Abteilung oder Einzelperson, die einen Überblick über die Masse an Texten, Videos, Bildern und anderen Inhalten hat.

Die Hochschulen stehen in der Folge einem Content-Riesen gegenüber, der immer weiter wächst und nicht mehr handhabbar ist. Mit steigender Quantität der Inhalte steigt in logischer Konsequenz auch die Komplexität der Seiten, während die Qualität sinkt.

2. Keine strategische Planung

Hochschulen kommunizieren im Web häufig chaotisch. Bei der Produktion, Bereitstellung und Verwaltung von Inhalten gehen sie anlassbezogen vor, statt ihre Publikationsaktivitäten sorgfältig zu planen und an einer durchdachten Strategie zu orientieren.

Dies betrifft einerseits die inhaltliche Ebene, wo es darum geht, für die User brauchbaren und sinnvollen Content zur Verfügung zu stellen. Andererseits geht es um die interne Organisation der Webkommunikation: Hochschulen fehlen meist Regelungen zu personellen Verantwortlichkeiten, klare redaktionelle Strukturen und Prozesse sowie abteilungsübergreifende Kooperation und ein zentralisiertes Content-Management.

„This is (…) challenging for higher ed institutions, where decentralized publishing practices, atomized among colleges, offices, centers, departments, faculty members or researchers, are a tradition.“ (Joly, 2011c)

3. Keine Prozessdokumentation

Das Know-how, wie im Web kommuniziert wird, ist meist an einzelne Mitarbeiter der Hochschule gebunden. Die Vorgehensweise bei der Erstellung und Verwaltung von Web-Inhalten wird von ihnen nicht dokumentiert (Welche Inhalte werden wo wann wie publiziert? Welche Personen sind verantwortlich? Wie sieht der Workflow aus? etc.).

Dies führt dazu, dass ein Personalwechsel zum Stillstand aller Prozesse führen kann, die anschließend neu konzeptioniert und aufgebaut werden müssen. Und Wechsel in Führungspositionen sowie in der Abteilungszugehörigkeit kommen an Bildungseinrichtungen häufig vor. Die detaillierte Dokumentation von redaktionellen Strukturen und Prozessen könnte das Funktionieren der Webkommunikation – bis zu einem gewissen Grad – von Personalwechseln lösen.

4. Nicht ausreichend qualifiziertes Personal

Welche Personen im Web publizieren dürfen, ist meist nicht an Regeln gebunden: Wer möchte, der hat freie Hand. Nicht jeder Mitarbeiter an einer Hochschule ist allerdings im Stande, qualitativ hochwertigen Web-Content mit Mehrwert für die Nutzer zu schaffen, der sich an einer konkreten Strategie ausrichtet. Dafür sind fachliche Kompetenzen und ein gewisses Maß an Erfahrung nötig.

Wenn keine zentrale Content-Redaktion die Letztkontrolle der Inhalte vornimmt, kommt es außerdem mit hoher Wahrscheinlichkeit zu minderwertigem und inkonsistentem Content, der sich langfristig negativ auf die Reputation der Hochschule auswirkt.

Viele Hochschulen versäumen es, in qualifiziertes Personal zu investieren – weil sie Webkommunikation nicht als wertvolles „Business Asset“ begreifen. Hierzu gehört auch die angemessene finanzielle Entlohnung sowie inhaltliche Anerkennung von Content-Strategen und anderen an der Webkommunikation beteiligten MitarbeiterInnen in der Organisation.

5. Keine Abteilung „Web Communications“

Die Menschen, die sich an einer Hochschule mit Web-Content beschäftigen, sitzen meist nicht in einer gemeinsamen Abteilung, sondern sind über den Campus verstreut. Es gibt also kein zentrales Department, das diesbezüglich alle Vorgänge steuert und kontrolliert. Dadurch bilden sich „Content Silos“ – das heißt, voneinander unabhängig agierende Abteilungen, die Web-Inhalte publizieren. Inkonsistente und redundante Inhalte, die nicht einheitlichen Qualitätsstandards entsprechen, sind die Folge.

Warum viele Hochschulen davor zurückschrecken, eine eigene Content-Abteilung zu schaffen? Sie befürchten negative interne Reaktionen, wenn einzelnen Institution oder Departments die Online-Publikationsbefugnis entzogen wird. Außerdem scheint es so nicht notwendig, (personelle und finanzielle) Ressourcen in die Webkommunikaton zu investieren: Sie wird von Einzelnen parallel und eigenständig erledigt.

Content Strategy für Hochschulen

Eines ist nach diesem kurzen Abriss klar: Hochschulen brauchen eine Content Strategy, wenn sie sinnvoll im Web kommunizieren möchten. Und sie müssen begreifen, welch große Bedeutung Web-Content für ihre Reputation und ihr zukünftiges Fortkommen hat.

Ein guter Zeitpunkt, um mit Michael Fienen zu schließen:

“Web communications is a system and discipline unto itself now, and it needs to be recognized, authorized, and resourced as such.” (Fienen, 2012)

Content Strategy für die FH Joanneum

Die FH Joanneum gibt uns grünes Licht für ein radikales „Makeover“ ihres Webauftritts: Mithilfe von Content Strategy versuchen wir, die Webkommunikation der steirische Bildungsinstitution dauerhaft zu verbessern, um in Zukunft ihre Qualität und ihr Innovationspotenzial auch online sichtbar zu machen.

Wir freuen uns über den Auftrag, in Zusammenarbeit mit der Abteilung PRM für die Fachhochschule eine Content Strategy entwickeln zu dürfen. Unsere gewonnenen Erkenntnisse, die Ergebnisse unserer Untersuchungen und den Fortgang des Projekts allgemein möchten wir so gut als möglich hier auf unserem Blog dokumentieren.

Hochschulen unterscheiden sich in vielen Belangen stark von anderen Organisationen und kämpfen daher betreffend ihre Online-Kommunikation mit spezifischen Problemen, die sie bisher noch kaum im Griff haben. Wir nehmen die Herausforderung an: Die FH Joanneum soll auch im Web zu einem Vorbild der steirischen Bildungslandschaft, zu einem professionellen Herausgeber von brauchbaren und sinnvollen Inhalten werden.

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Das WLL am PRcamp12

Vergangenes Wochenende fand in Wien das PRcamp12 statt – das erste Barcamp im deutschsprachigen Raum zu den Themen Public Relations und Unternehmenskommunikation. Heinz Wittenbrink und Brigitte Alice Radl waren vor Ort und haben selbst mit drei Sessions zum abwechselungsreichen Programm beigetragen.

Das Web auf dem Vormarsch

An zwei Tagen haben etwa 40 Teilnehmer die Herausforderungen an die Kommunikationsbranche diskutiert, spannende Projekte und Kampagnen präsentiert und sich über zukünftige Weichenstellungen und Trends Gedanken gemacht. Eines wurde am PRcamp12 relativ schnell klar: Webkommunikation ist ein bedeutendes Thema und gewinnt in den Fachbereichen PR und Unternehmenskommunikation zunehmend an Bedeutung. Die Bearbeitung von Themen wie Guerilla Marketing, Imagevideos oder Personality PR kommt ohne die Bezugnahme auf das Web nicht mehr aus. Außerdem gab es natürlich viele Sessions, in welchen direkt über Webfragen diskutiert wurde.

Nachdem wir uns im Web Literacy Lab vor allem mit Webkommunikation für und von Organisationen beschäftigen, nutzten wir die Gelegenheit, unsere Forschungen und Erkenntnisse zu präsentieren und gemeinsam mit den Teilnehmern zu diskutieren. In Form von drei Sessions trugen wir aktiv zum PRcamp12 bei:

Content Strategy

Ziel der Session war es, zu erklären, was Content Strategy ist, und wie die Prozesse der Disziplin organisiert und strukturiert werden. Weiters wollten wir die Sinnhaftigkeit von einzelnen Instrumenten und Tools sowie die Bedeutung der Disziplin für für die Webkommunikation von Organisationen zur Diskussion stellen. Für uns war das Feedback der Teilnehmer sehr aufschlussreich. Eine Zusammenfassung der Inhalte der Session gibt es auf dem Blog von Brigitte Alice Radl.

Google Panda Update

Besonders gut angekommen ist die Session von Heinz Wittenbrink zu Panda. Nachdem das Google-Update die gängigen Praktiken der Suchmaschinenoptimierung obsolet macht und stattdessen Bewertungskriterien im Sinne der Content Strategy heranzieht, ist es insbesondere für Organisationen wichtig, die Inhalte ihrer Websites nach Qualitäts- und Usability-Maßstäben zu entwickeln. Der geschickte Umgang mit Keywords alleine reicht also nicht mehr aus. Dadurch ergeben sich natürlich neue Anforderungen an die Online-PR. Genaueres zu Panda, eine Zusammenfassung der Session und Literaturtipps finden sich auf dem Blog von Heinz Wittenbrink.

Neue Social-Media-Anwendungen

Ganz in seinem Element war Heinz Wittenbrink in der entspannten Session über neue Social-Media-Dienste. Er stellte gemeinsam mit Clemens M. Schuster (@hofrat auf Twitter) die Anwendungen ban.jo, path.com und branch.com vor.

Fazit

Insgesamt war das von den prNa (Public Relations Newcomers Austria) organisierte PRcamp12 ein Erfolg. Wir haben viele interessante Menschen getroffen, konnten einige gute Ideen mit nach Hause nehmen und hoffen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.

Zusammenfassungen aller Sessions finden sich auf dem PRcamp12-Blog.
Twitter-Hashtag: #prcamp12

 

18. & 19. Juni: Konferenz Zukunft Basisbildung zum Thema Web Literacy

Der kritische Umgang mit dem Social Web ist mittlerweile ein entscheidender Faktor in der Basisbildung. Neue, andere Medienkompetenzen sind gefragt. Unter dem Generalthema Web Literacy – der Lese- und Schreibfähigkeit im Netz – werden auf der diesjährigen Konferenz Zukunft Basisbildung diesbezüglich aktuelle und künftige Herausforderungen thematisiert, diskutiert und reflektiert. Gastgeber sind der Verein inspire und das Web Literacy Lab.

Wann? 18. und 19. Juni 2012
Wo? Graz, FH Joanneum
Teilnahme kostenlos! (Anmeldung erbeten)

Thema Web Literacy

Web Literacy bezeichnet die Fähigkeit, mit den Mitteln des Web und in der Umgebung des Web erfolgreich zu kommunizieren.“

(Heinz Wittenbrink, 2011)

Die Frage, welche Kompetenzen Menschen brauchen, um sich im Web zurechtzufinden, sich angemessen auszudrücken und zu verhalten sowie sich zu vernetzen, beschränkt sich nicht mehr nur auf einen kleinen Teil der Bevölkerung – das Web geht heute alle an. Insofern ist es höchste Zeit, dass die Lese- und Schreibfähigkeit im Netz in großem Rahmen diskutiert und neue Herausforderungen diesbezüglich thematisiert werden – die Veranstaltung bildet eine Plattform hierfür. Nachdem wir uns bereits seit 2010 mit Web Literacy beschäftigen, ist es für uns eine besondere Freue, die diesjährige Konferenz Zukunft Basisbildung mitgestalten und einen konkreten Beitrag leisten zu dürfen.

Infos, Programm, Anmeldung

Wir wollen hier nicht alles wiederholen, was der Verein inspire bereits ordentlich und sauber publiziert hat. Deshalb folgen hier Links zu den wichtigsten Informationen:

Konferenz Zukunft Basisbildung auf Facebook und Twitter

WLL auf der Konferenz Zukunft Basisbildung: Offene Bildung & Content Strategy

Wir kommen in den Genuss, auch zwei inhaltliche Beiträge am Podium liefern zu dürfen:

Heinz Wittenbrink thematisiert in seinem Vortrag „Offene Bildung: Was wir von Open Source und Wikipedia für die Bildungspolitik lernen können“ verschiedene Aspekte der Kollaboration und Partizipation im Web.

Brigitte Alice Radl leitet einen Workshop zum Thema „Content Strategy als Basis für Webauftritte“: Diskutiert werden die Bedeutung von „guten“ Webinhalten für Bildungsorganisationen und ihre User sowie notwendige Voraussetzungen, um solchen Content produzieren und verwalten zu können.

 

Usability Testing, Content Strategy und Storytelling: Rückblick auf unser Open Space

Letzte Woche fand der erste Grazer Open Space des Web Literacy Lab statt. Auch diesmal wurde klar und deutlich: Zu Content Strategy und UX Design haben viele Menschen viel zu sagen. Hier ein kurzer Rückblick auf den ungezwungenen Event, die fachlichen Inhalte und angeregten Diskussionen.

Etwas nervös waren wir schon, ob alles klappen würde. Immerhin war es unser Pilot-Open Space – die erste Veranstaltung in Graz zum Thema Content Strategy und UX Design. Ziel war es, interessierte Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenzubringen und ihnen eine Plattform zu bieten, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Das Fazit vorweg: Ungezwungene, offene Formate funktionieren bei Webthemen einfach, das hat sich auch diesmal gezeigt. Trotz später Ankündigung und kaum Selbstmarketing fand sich eine partizipationsbereite Besuchergruppe ein, die unsere Speaker sinnvoll ergänzte und viel beizutragen hatte. Und es wurden Forderungen nach einer Wiederholung des Formats laut – das hat uns als Veranstalter natürlich besonders gefreut.

Drei Vorträge – Der User im Mittelpunkt

Nach der Begrüßung durch WLL-Projektleiter Heinz Wittenbrink gab es drei interessante Vorträge zu unterschiedlichen Themen: (1) Konrad Baumann und Informationsdesign-Studierende berichteten über ihre Usability-Studie großer österreichischer Unternehmenswebsites, (2) Judith Denkmayr nahm in ihrem Referat auf Content Strategy aus praktischer Agenturperspektive Bezug und (3) Christian Henner-Fehr erzählte über Theorie, Methodik und Praxis des Storytelling für Organisationen. Gemeinsam hatten die drei Speaker eines: Sie betonten jeweils den User als zentralen Bezugspunkt der Onlineaktivitäten von Organisationen. Es folgt ein Rückblick, weil Rückblicke Kontext geben, Gedanken und Gelerntes zementieren und weil ich Rückblicke mag.

Usability Testing österreichischer Websites

As just pointed out: Konrad Baumann, der User Experience Design, User Interface Design und Usability Testing unterrichtet, hat im Rahmen eines Projekts mit Studierenden eine empirische Erhebung zur Benutzerfreundlichkeit von österreichischen Websites durchgeführt. Die Studi-Gruppen durften sich jeweils drei Websites aussuchen. Die vorgestellten Cases waren oeticket.comflyniki.com und morawa.at. Es wurde nach klassischen Methoden des Usability Testing vorgegangen: Die Versuchspersonen wurden aufgefordert, typische Aufgaben auf der Website zu lösen, z.B. Heraussuchen des günstigsten Fluges oder Verschieben von Artikeln in den Warenkorb. Dabei wurden ihre Aktivitäten im Browser aufgezeichnet und sie wurden aufgefordert, ihre Aktivitäten parallel zu kommentieren.

Ergebnis: Verlorene, verwirrte, verzweifelte User

Die vorgestellten Beispiele machten eines deutlich: Man kann als User an den (scheinbar) simpelsten Aufgaben scheitern. Wer wundert sich da noch, dass Nutzer frustriert Websites verlassen, wenn sie Informationen nicht schnell auffinden können auf ihre Aktionen kein Feedback bekommen oder einfach nicht verstehen, wie sie Aufgaben lösen können? Katastrophale Usability! Klar ist dabei eines: Das ist nicht die Schuld der User, sondern einzig und allein auf grauenvolle, komplizierte und unübersichtliche Webpräsenzen zurückzuführen. Baumann machte deutlich, dass Usability Testing eine Methode ist, die den Entwicklungsprozess von Websites begleitet und schnell Schwachstellen und Verbesserungspotenzial aufzeigen soll. Definitiv sollten zukünftig mehr Ressourcen in solche Tests investiert werden, um eine angemessen User Experience zu ermöglichen. Denn die Gleichung ist simpel: Schlechte Usability = User verlassen die Website = keine Umsätze über die Webpräsenz.

Content Strategy praktisch erklärt

Die Präsentation von Judith Denkmayr (@linzerschnitte auf Twitter) von digital affairs war für mich besonders interessant: Sie geht Content Strategy von der praktischen Seite an und trifft dabei den Nagel auf den Kopf. Ohne sich bisher (wissenschaftlich) mit der US-amerikanischen Disziplin beschäftigt zu haben, resultiert ihre Praxiserfahrung in denselben Handlungsempfehlungen und derselben Methodik: Content ist das wichtigste Business Asset im Web. Organisationen müssen wissen, wer sie sind und wofür sie stehen, um im Web erfolgreich zu kommunizieren. Sie brauchen klare redaktionelle Strukturen und Prozesse (Themenpläne, Redaktionskalender, Workflows), um ihre Publiaktionsaktivitäten langfristig organisieren zu können. Es muss Commitment in der Führungsetage und abteilungsübergreifende Kooperation geben, um strategische Webkommunikation zu implementieren.

Judith Denkmayr

Guter Content ist …

… laut Judith Denkmayr (und das deckt sich so ziemlich haargenau mit der Anforderungsdefinition von Erin Kissane (@kissane auf Twitter) in “The Elements of Content Strategy” für Webcontent):

  • aktuell,
  • klar,
  • konsistent und stringent,
  • präzise formuliert und
  • userzentriert.

 Tolle Cases mit tollen Inhaltsstrategien

Denkmayr zeigte viele tolle Beispiele, folgende drei haben mir besonders gut gefallen:

(1) CupCakes Wien hat über 18.000 Likes auf Facebook. Die Betreiberin des Konditorladens in Wien ist Fotografin und macht wunderbare Aufnahmen ihrer essbaren Kunstwerke. “Footporn zieht im Netz”, so Judith Denkmayr. Und wir alle wissen auch, dass schöne Fotos auf Facebook besonders gut funktionieren und wie wild geteilt werden.

Cupcakes Vienna

(2) Biber ist ein Wiener Gratismagazin für Menschen mit Migrationshintergrund und bereitet dieses Thema endlich einmal nicht trocken, todernst oder redundant auf, sondern kritisch, politisch und am Puls der Zeit. So nämlich, dass es diese Menschen tatsächlich gerne lesen. 8.000 Likes auf Facebook, eine persönliche Community für junge Menschen mit News und Infos rund um alltägliche Probleme österreichischer MigrantInnen. Es ist menschennah, es ist humorig, es zieht einfach. Warum? Weil die Inhalte treffen.

(3) Joseph Brot gehört mittlerweile zur urbanen, jungen und hippen Wiener Szene wie Nerd-Brillen und Leinentaschen. Die Bäckerei in der Naglergasse bezeichnet sich als “Health Food Store” und 3.700 Menschen auf Facebook gefällt das. Fotoposting, Aktuelles und Persönliches sind auf der Facebook-Page zu finden. Und der Store kann sich vor Kunden kaum retten, die Ware geht buchstäblich weg wie warme Semmeln. Weil der Auftritt passt: menschennah, gesund, verantwortungsbewusst, kreativ und witzig.

Joseph Brot

Storytelling is everywhere

Was bereits auf der IAK12 des öfteren thematisiert wurde, hat auch Christian Henner-Fehr ganz konkret beim Open Space auf den Punkt gebracht: Menschen interessieren sich für Geschichten, sie geben ihnen Kontext und ermöglichen es, auch komplexe Sachverhalte in ansprechender Form zu verpacken. Storytelling wird immer wichtiger, insbesondere für Organisationen, die sich aus narrativen Prozessen generieren, wie wir seit Karl E. Weickund der Montreal School of Organizational Communication wissen.

Geschichten für und von Organisationen

Wovon ich bisher allerdings noch nie gehört hatte, ist eine Methodik von Raf Stevens(@rafstevens auf Twitter), die er in seinem Buch “No Story No Fans” (Leseempfehlung von Henner-Fehr!) erklärt: Er wendet Storytelling an, um die Key Messages und zentralen Werte einer Organisation herauszufinden, zu formulieren und den kommunikativen Aktivitäten zugrunde zu legen. Dabei werden narrative Interviews mit verschiedenen Mitgliedern der Organisation geführt, diese werden anschließend geclustert und die wichtigsten “Eigenschaften” oder “Themes” werden identifiziert – sozusagen die Key Messages der Organisation. Das erinnert stark an phänomenologische Forschungen im organisationalen Kontext, die sich häufig der theoriegenerierenden Analyse mittels Grounded Theory bedienen – wirklich interessant!

Transmedia Storytelling

Eines der besten Beispiele für Storytelling über alle Kanäle und Plattformen ist die Content Excellence-Strategie von Coca Cola. Auch Henner-Fehr führte sie in seiner Präsentation als Best Practice an.

Mit Transmedia Storytelling können auch User angesprochen werden, die früher mit einem spezifischen Medium (z.B. Buch) nicht erreicht werden konnten. Multimodalität ist das Zauberwort! Klassischer Fehler hierbei: Auf allen Kanälen und Plattformen werden dieselben Inhalte kommuniziert. Vor allem bei Storytelling muss die Geschichte dem Medium entsprechend aufbereitet werden, um die User zu animieren, sie weiterzuentwickeln.

Content Strategy des WLL

Aufgrund von Zeitmangel konnten Heinz Wittenbrink und ich unsere Content Strategy-Präsentation nicht mehr unterbringen, die findet sich allerdings auf Prezi. Und da ich mein Fazit schon zu Beginn vorweg genommen habe, bleibt wohl nur noch zu sagen: Danke und bis zum nächsten Mal!

Der WLL Open Space auf ustream

Alle, die den Event verpasst haben, können die Vorträge von Konrad Baumann und seinen Studierenden sowie von Christian Henner-Fehr online anschauen.