Erste Erfahrungen mit Hangouts

Profilfoto von Heinz Wittenbrink Heinz Wittenbrink

Gestern haben wir den ersten Hangout mit Mitgliedern des +Web Literacy Lab-Netzwerks durchgeführt, das wir gerade aufbauen. Sieben Personen nahmen außer meiner Kollegin +Jutta Pauschenwein und mir daran teil. Jutta hatte zu dem Hangout eingeladen und übernahm die Rolle der »Gastgeberin«.

Jutta hat schon ein Post zu dem Hangout verfasst. Jutta beschreibt, was inhaltlich passiert ist. Mir geht es hier mehr um das Wie der Kommunikation. Ich habe Juttas Beitrag absichtlich erst gelesen, nachdem ich meine ersten Eindrücke aufgeschrieben hatte.

In den Tagen davor haben wir an der FH intern zwei Hangouts gemacht. Der erste war vor allem ein Test. Beim zweiten haben wir einen »hangout with extras« benutzt, um zusammen ein Dokument gemeinsam zu bearbeiten. Die Technik hat in allen drei Fällen sehr gut funktioniert.

Mich interessiert hier, wie man mit einem solchen Online- »Format« umgeht, wenn man es kennenlernt. Was ist einem vertraut, was ist neu?

Ich muss erwähnen, dass alle Teilnehmerinnen sich gut mit Online-Technologien auskennen, so dass wie keine Probleme mit der Bedienung der Applikation hatten.

Die Gespräche im Lauf des Hangouts waren reflexiv in dem Sinne, dass sie sich zu einem großen Teil auf diesen Hangout selbst und das Netzwerk Google+ bezogen. Aus meiner Sicht als Teilnehmer spielte für den Gesprächsfortgang die ungewohnte Situation kaum eine Rolle. Wir haben uns, wenn man das so sagen kann, »normal unterhalten«. Die Abfolge der einzelnen »Takes« des Gesprächs wurde spontan organisierte. Nur an einigen Stellen sorgten Jutta oder ich für eine »Rahmung«, wie wir es in einem anderen gemeinsamen Raum im Rahmen eines Kurses auch getan hätten. (Ich weiß, dass diese Beschreibung extrem grob und naiv ist. Sie ersetzt natürlich nicht eine wissenschaftliche Analyse des Gesprächs.) Für mich ist dabei interessant, dass es den Teilnehmenden offenbar überhaupt nicht schwer fiel, die für alle ungewohnte Situation des Gesprächs in diesem Rahmen zu »managen«. Alle besaßen die dazu nötigen kommunikativen Strategien oder Kompetenzen.

Ungewöhnlich war aber der Raum, in dem das Gespräch stattfand, und er wurde mehrfach thematisiert, übrigens inbesondere von meiner Kollegin als Gastgeberin. Alle Teilnehmenden saßen in ihren Büros und man sah in diese Büros hinein. Anders gesagt: Der gemeinsame »virtuelle« Raum wurde aus den verschiedenen realen Räumen hergestellt, in denen wir uns befanden. Wir waren weder bei einem Teilnehmer oder einer Teilnehmerin noch in einem gemeinsamen oder neutralen Raum. Deshalb kam es sowohl zu Fragen nach Störungen z.B. Durch zufällig anwesende andere Personen oder Musik wie zu Bemerkungen über die Räume, etwa ihre Helligkeit. Nicht der Gesprächsverlauf, aber dieser Raum wurde, wenn auch eher beiläufig, als etwas thematisiert, dass nicht selbstverständlich ist.

In den Gesprächen ging es immer wieder darum, was man mit einem solchen Hangout anfangen kann. Interessant war, dass alle Teilnehmerinnen sofort wussten, wo sie Hangouts sinnvoll verwenden können. Das Treffen in einem »virtuellen« Raum wird also offenbar vor allem als Befreiung von Einschränkungen oder als Reduzierung von Schwierigkeiten wahrgenommen, nicht als etwas Erklärungsbedürftiges.

Gestern spielte die Verbindung von Hangouts mit den anderen Diensten und Funktionen von Google+ keine große Rolle. Durch sie wird, wenn ich es richtig sehe, die Niederschwelligkeit der Hangouts noch gesteigert. Hangouts gehören zu Konversationen, die einen Rahmen für sie bilden und es anderen leicht machen, »einzusteigen«. Das unterscheidet sie von einem Gruppenchat z.B. mit Skype.

Profilfoto von Jutta Pauschenwein Jutta Pauschenwein – Kommentar

Ja, ich habe den Raum mehrfach thematisiert, da mir bei Online-Treffen (egal ob sie nun gleichzeitig oder zeitversetzt ablaufen) der „virtuelle Raum“ wichtig ist. Genauso wie ich bei einem f2f Workshop im Vornhinein den Raum vorbereite, gestalte ich bei Online-Trainings den Raum sehr bewusst. Dies ist möglich, wenn das Training im eigenen Lernmanagementsystem (LMS) stattfindet. Wenn ich ein offenes Internet-Werkzeug benutze, habe ich nur wenig Gestaltungsraum. Umso wichtiger ist es dann, dieses „Wenige“ auf das ich Einfluss nehmen kann, zu reflektieren und zu gestalten.